DIE ENTZÜNDUNG IN UNS: WOHLTUEND, WÄRMEND, GLÜHEND HEISS ODER FRÖSTELND KALT

Es ist die Entzündung, die uns im Innersten zusammenhält. 
Das Feuer der Entzündung brennt, lodert oder schwelt immer in uns.
Das Feuer sollte ruhig brennen, dann fühlen wir uns wohl.
Lodert es, tragen wir eine heiße, eine akute Erkrankung in uns.
Schwelt das Feuer über Jahrzehnte in uns, dann erkranken wir mit Sicherheit irgendwann an einer chronischen Erkrankung.

Eröffnet die Diagnose einer chronischen Krankheit wirklich den Weg zur Behandlung? Sagt uns diese Diagnose etwas über das „WIE“ des Vorgehens?

Wenn ich Entzündungen auf diese Weise beschreibe, nutzte ich nicht die Metaphern, die normalerweise von der Wissenschaft für den Entzündungsprozess verwendet werden. Aber nach all meiner jahrelangen Erfahrung und Lektüre – meiner Meinung nach qualitativ hochwertigen Forschungspublikationen – die Entzündung in diese Kernposition in unserem Organismus zu bringen, trifft für mich den Nagel auf den Kopf. Wenn ich den Entzündungsprozess auf diese Weise definiere, werden chronische Krankheiten und Wohlbefinden zu Zuständen auf der selben Umlaufbahn. Es ist die Intensität des Prozesses und die Dauer, die beide unterscheiden. Behandlung und Prävention beginnen zu verschmelzen, ähneln sich oder können sogar identisch werden.

 

Die Kategorisierung von Entzündungen nach Temperatur und nicht nach Diagnose ist sinnvoll, wenn Entzündungen als wesentlich für Wohlbefinden und Krankheit angesehen werden. Die Aufrechterhaltung einer konstanten Körpertemperatur innerhalb bestimmter Schwellenwerte ist überlebenswichtig. Wird ein Körper zu heiß oder zu kalt, ist der Ablauf der biochemischen Reaktionen zur Energiegewinnung nicht mehr gegeben. Ohne diese Energie kommt es zum absoluten Stillstand aller Prozesse, die den Körper im Gleichgewicht halten. Die Entzündungen, die zugrunde liegende Kraft, die uns zusammenhält, können dann selbstzerstörerisch werden.

 

Die Traditionelle Chinesische Medizin kategorisiert Krankheiten nach ihrer Temperatur. Unser Diagnosesystem wird als nicht ausreichend erachtet, um die Behandlungsmöglichkeiten zu sehen. Je nachdem, wie heiß oder kalt eine Krankheit ist, werden die passenden Kräutermischungen zusammengestellt. Viele von Ihnen sind bereits auf diese Art von Medizin gestoßen und haben ihre Wirksamkeit erfahren.

VORWORT DAZU WARUM ICH die MEDIZIN AUFGEGEBEN habe


Als Ärzt*Innen befinden wir uns in dem Dilemma, dass wir nach "State of the Art"-Regeln vorgehen müssen, um uns nicht vermeidbare Fehler vorwerfen zu. müssen. Wenn es zu einem Zwischenfall kommt, haben wir uns sonst natürlich mit den Fragen konfrontieren, warum. wir nicht das Standardverfahren zur Behandlung gewählt haben – eine tödliche Falle im wahrsten Sinne des Wortes, eine Sackgasse für das Neue, das Andere, den Weg abseits der ausgetretenen Pfade.

DIE SPRACHE DER WISSENSCHAFT KLINGT SEHR ANDERS

In unserer westlichen Gesellschaft wird jedes Detail einer Entzündung seziert. So funktioniert die Wissenschaft und so hat sich auch die Medizin im letzten Jahrhundert entwickelt. Sie hat sich weg von Erfahrung und Beobachtung hin zu einer Medizin auf der Grundlage von Analyse- und technischen Geräten entwickelt. Die Fähigkeit, den Patienten zu befragen und ihm zuzuhören, wurde selten. Während meiner Recherchen zum Schreiben dieser Seiten habe ich ein Buch aus dem 19. Jahrhundert ausgegraben.


Auf mehr als 200 Seiten skizzierte ein Arzt Fragen, die im Fall einer erhöhten Körpertemperatur zu stellen sind. Fragen sind für mich das wichtigste Instrument, um die richtige Behandlung für den Patienten zu finden. Fragen sind der Beginn hin zu einem individualisierten Behandlungsschema, das letztlich kaum einen Zusamenhang zu unserem Diagnostiksystem aufweist.

Je mehr technische Mittel zur Verfügung stehen, desto mehr hat sich die Erforschung von Entzündungsprozessen von dem entfernt, was das bloße Auge sehen kann. Wissenschaftler zerlegen das Entzündungsphänomen als Ganzes in kleinste Teile, um sie zu verstehen.

So entstanden die Konzepte des Immunsystems, des autonomen Nervensystems und Hormone wie Cortisol und Adrenalin. Als später die Erkenntnis hinzu kam, dass diese Systeme alle miteinander verwoben sind und intensiv miteinander kommunizieren, um den Entzündungszustand zu erzeugen, wurden die drei Systeme wieder zu einem Ganzen zusammengeführt – zum Stresssystem. Sie werden heute auch als Supersysteme der Regulation bezeichnet.

STRESSSYSTEM - STRESS - ENTZÜNDUNG:
WIE könnte DIE VERBINDUNG aussehen?

 

Stress beschreibt einen Zustand des Übergangs zwischen Physiologie und Pathophysiologie. Walter B. Cannon, ein amerikanischer Physiologe, führte den Begriff Stress 1914 in die Biologie ein. Er war eine Leihgabe aus dem Gebiet der Physik und beschreibt die Kraft, die durch Zug auf einen physikalischen Körper ausgeübt wird (z. B. erfolgt das Biegen eines Stück Metalls bis zum Bruch durch die Kraft oder den „Stress“, der auf das Stück ausgeübt wird).

 

Der französische Physiologe Claude Bernard und der amerikanische Physiologe Walter B. Cannon könnten als die Erfinder des Stresses und des Konzepts der Homöostase - des inneren Gleichgewichts des Organismus - betrachtet werden, ein Modell, das alle Regulationsprozesse des Körpers zu fassen versucht. In seinem Buch „die Weisheit des Körpers“, geschrieben von Walter B. Cannon im Jahre 1932, vertritt er ein ganzheitliches Konzept, in dem die innere Balance des Körpers durch selbst-regulatorische Prozesse der Anpassung erreicht wird.

Eine andere Schlüsselfigur in der Geschichte der Popularisierung des Stresses war Hans Selye in den 30er Jahren. Er verband das Phänomen des Stresses mit dem generellen Anpassungs-Syndrom des Organismus. In diesem Fall wird Stress zu einem rein biologischen Prozess reduziert, der zur Aufrechterhaltung der Homöostase dient.

Je vernetzter unser Leben in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten wurde, umso mehr begannen wir unser Leben als stresshaft zu empfinden. Dieser Prozess, der die Räume immer mehr zusammenschrumpfen ließ, veränderte auch unsere Wahrnehmung für die Zeit sehr maßgeblich. Der Rhythmus unserer inneren Uhren ist bis zum heutigen Tag um vieles langsamer als die Zeitmessgeräte in unserer Umwelt uns glauben machen. Diese Diskrepanz führt zu Konflikten, die bei den verschiedenen Individuen ein unterschiedliches Maß an Stress hervorrufen.

 

Heutzutage sind die Stress-Situationen, die wir erleben, in der Regel nicht mehr lebensbedrohlich. Die „Fight oder Flight“ Reaktion, von der unser Überleben in früheren Zeiten abhing, muss heute nur mehr in seltenen Fällen abgerufen werden. Dennoch ist dieses Verhalten tief in uns verankert. Allerdings sind die Stressoren - Reize, die eine Stressreaktion auslösen - und die Stressantwort des Stress-Systems häufig unverhältnismäßig. Vielleicht kann ich den Zustand, der entsteht, so erklären: Wir haben heute nur in seltenen Fällen, die Möglichkeit den entstandenen Stress, das heißt die vielen Substanzen der Stressantwort, abzubauen. Der Baum der Entzündung glüht weiter. 

 

Nur durch Aktivität nicht aber durch Inaktivität können wir diesen Spannungszustand loswerden. Wir müssen uns bewegen. Viele von uns haben deshalb den Ausdauersport für sich entdeckt, um diesen Stress abzubauen.

Akuter Stress verbindet uns Menschen, während chronischer Stress uns trennt.

Wenn Stress zu einem chronischen Zustand wird, macht er krank. Eine chronische Entzündung entsteht. Aber das wird Thema eines anderen Kapitels sein. Der Stress, den wir gewöhnlich in unserem Alltag erleben, ist ein ausgesprochen relatives Phänomen. Denn was für den einen Stress bedeutet, wird von einem anderen nicht notwendigerweise auch als solcher empfunden. Auch wie wir mit extremen, zeitlich begrenzten Stress-Situationen umgehen, variiert von Individuum zu Individuum. Stress verbindet uns in der Regel, wenn dieser auf einer konkreten Lebensgefahr basiert.

 

Unser Leben hängt also von einem präzise arbeitenden Stress-System ab. Wenn wir in unsere Evolution zurückblicken, damals als wir noch Jäger und Sammler waren, stellte, den tägliche Lebensunterhalt zu gewährleisten, beinahe immer ein lebensbedrohliches Unterfangen dar. Tief eingeprägt in unseren Körper sind die zahllosen Prozesse, die stattfinden, wenn unser Körper unter solchen akuten Stress gerät.

Diese Reaktionsmuster blieben über die Jahrtausende unverändert - zumindest sind die Veränderungen, sollten sie denn wirklich stattgefunden haben, für uns Beobachter bis heute nicht wahrzunehmen.
 

Bis heute sind wir es allerdings immer noch gewohnt, bei Erkrankungen das Immunsystem im Vordergrund zu sehen und nicht das Zusammenspiel aller drei Systeme. Aktuell, seitdem die Pandemie im März 2020 ausgerufen wurde, ist dies mehr denn je Fall.