Die Heilung und die akute Entzündung sind voneinander abhängige Prozesse. Wenn akute Entzündungsprozesse unterdrückt werden, wird auch die Heilung beeinträchtigt. Die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten über einen längeren Zeitraum kann daher zu wirklich gefährlichen Nebenwirkungen führen, die meiner Meinung nach völlig unterschätzt und verharmlost werden. In unserem Körper treten ständig kleine Läsionen auf. Sie benötigen Heilung und dafür ist der akute Entzündungsprozess unerläßlich.
Bitte machen Sie nicht den Fehler, diesen Prozess mit chronischen Entzündungsprozessen zu verwechseln. Diese sind extrem gesundheitschädigend.
Eine akute Entzündung ist wie eine Stichflamme, heiß, intensiv, schädlich, aber von kurzer Dauer. Sie betrifft in der Regel nur bestimmte Körperteile, sei es eine Verletzung oder eine Infektion. Der Entzündugsprozess bleibt örtlich begrenzt. Sie spüren die Hitze im Gegensatz zur chronischen Entzündung. Der ablaufende Heilungsprozess benötigt vermehrt Energie. Deshalb nimmt unsere Leistungsfähigkeit bei einer akuten Erkrankung merklich ab. Der Stoffwechsel ändert seine Arbeitsweise. Die erzeugte Energie wird vorrangig dem Heilungsprozess zugeteilt. Diese Änderung im Verteilungsmusters der Energie liegt in den Händen des Stresssystems (Nervensystem, Immunsystem, Hormone), dem Regulationssystem unseres Körpers.
Die Entzündungs- und Heilungsprozesse laufen streng koordiniert und zeitlich begrenzt ab, Regulationsstörungen gefährden die Heilung. Sobald der Heilungsprozess abgeschlossen ist, lässt auch die Hitze nach.
Die akute Entzündung kann mit einem Feuer verglichen werden, das wir nicht mehr nähren. Wir hören auf, mehr Holz auf die Glut zu legen. Irgendwann geht das Feuer von selbst aus. Und so ist es bei jeder akuten Entzündung. Diese Flamme breitet sich nicht zu einem Flächenbrand aus und erzeugt auch keine übermäßige Hitze, die den gesamten Körper schädigen könnte. Es kommt auch zu keinem kalten, ineffizient brennendem Feuer, das Jahre später zu einer chronischen Krankheit führen kann. Das Gleichgewicht des Körpers wird bewahrt und das Wohlbefinden wiederhergestellt.
Bereits im ersten nachchristlichen Jahrhundert wurde diese Art der Entzündung von Celsus mit fünf Hauptmerkmalen beschrieben: rubor (Rötung), calor (Überwärmung), tumor (Schwellung), dolor (Schmerz) und functio laesa (Funktionsverlust).
Akute Entzündungen bleiben auf einen Ort begrenzt.
Der Endpunkt ist die Heilung.
Mit der Heilung ist das Problem gelöst, der Prozess abgeschlossen.
Wir fühlen uns wieder wohl.
Jede biologische Klassifikation hat jedoch ihre Grenzen und so ist es auch mit der Definition von Entzündungen. Zwischen den extremen Formen der akuten und chronischen Entzündung liegen viele Zustände der unscharfen Übergangs.
Infektionen zum Beispiel sind akute Entzündungen, die sich häufig als Erkrankungen mit ganzkörperlichem Krankheitsgefühl äußern. Die Körpertemperatur ist erhöht. Wir haben Fieber und leiden unter Kopfschmerzen, Müdigkeit, Hitzewallungen, Appetitlosigkeit, Gliederschmerzen, Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit...
Welche spezifischen Symptome auftreten, hängt vom Auslöser der Krankheit ab, sei es ein Virus, ein Bakterium oder keines von beidem. Alle oben genannten Phänomene werden zunächst von den durch Zellen des Immunsystem freigesetzten Signalmolekülen (Interleukinen) erzeugt. Natürlich ist es zu kurz gegriffen und zu einfach, alle Fragestellungen auf das Immunsystem zu reduzieren.
Das Kreislaufsystem, das Nervensystem, das Stoffwechselsystem, die Hormone, sie alle sind beteiligt und beeinflussen den endgültigen Ausgang einer Krankheit. Daher spielen chronische Erkrankungen, wenn sie bereits zu Beginn der Infektion vorliegen, eine wichtige Rolle im Krankheitsverlauf.
Aber vielleicht einigen wir es zunächst darauf, uns auf einen der Hauptakteure, das Immunsystem, zu konzentrieren.
Der beschriebene akute Entzündungsprozess ist die Überlebensvoraussetzung für jedes Lebewesen. Da wir Antibiotika sehr schnell und oft auch unberechtigt einsetzen, geben wir der Entwicklung dieser Entzündungen kaum noch Raum. Erst dann, wenn die Antibiotika versagen, erleben wir, wie bedrohlich eine akute Entzündung sein kann. Sie kann sich auf den gesamten Organismus ausbreiten und ist dann nicht selten lebensbedrohlich. Es kann sich daraus auch ein chronischer Prozess entwickeln.
Deshalb: Bei einer akuten Entzündung benötigt der Organismus viel Ruhe und wir brauchen Geduld. Es kann eine Woche bis 10 Tage dauern, bis wir uns wieder vollständig fit fühlen.
Akute Entzündungen enden mit der Heilung.
Die Entzündung bringt die Heilung hervor.
Sind ein unzertrennliches Paar.
Der Heilungsprozess ist ein zeitlich fein abgestimmter Kommunikationsprozess zwischen zahlreichen Zellen und Molekülen.
Die Hauptakteure sind Immunsystem, vegetatives Nervensystem, die Hormone, das Gefäßsystem und das Bindegewebe.
Wenn Sie aus bestem Wohlbefinden akut erkranken, dann dauert der Heilungsprozess ca. fünf bis 10 Tage.
Akute Erkrankungen sind akute Entzündungen, die in erster Linie durch Viren hervorgerufen werden.
• Antibiotika sind bei Viren unwirksam
• Antibiotika heilen nicht, sie vernichten die Bakterien
• Antibiotika benötigen eine intakte Immunität um wirksam zu sein
Die akuten Entzündungen beherrschen wir ganz gut mit den Methoden der "modernen" Medizin. Unglücklicherweise stehen wir chronischen Entzündungen ziemlich hilflos gegenüber. Leider ist es kein fester Bestandteil unserer Medizin, sie zu verhindern. Vorsorgeuntersuchungen erfüllen meiner Meinung nach nicht den Zweck der Prävention. Wenn die Präventivmedizin die Krankheit erkennt, befindet sich die chronische Entzündung bereits am Übergang zur Manifestation einer chronischen Erkrankung.