EIN PLÄDOYER FÜR DAS FETTGEWEBE

Stoffwechsel, Gefäße, Immunsystem, Nervensystem und Hormone bilden im Organismus ein hochkomplexes Kommunikationssystem. Das Fettgewebe befindet sich erst seit kurzer Zeit in diesem erlauchten Kreis der Akteure.

Es nimmt eine sehr bedeutsame Stellung bei der Regulation von Gewicht, Entzündung und Stress ein. Fettleibigkeit ist ein Zeichen für ein Ungleichgewicht im Energiehaushalt und dem sich daraus ergebenden breiten Spektrum der Regulationsstörungen.

Fettgewebe kann weiß sein
und Fettgewebe kann braun sein. 

 

Uns ist bekannt, dass Babys braunes Fettgewebe besitzen und dass Neugeborene aufgrund dieser braunen Fettzellen nicht frieren, wenn sie das Licht dieser im Vergleich zum Mutterleib für sie kalten Welt erblicken. 

 

Die braunen Fettzellen erzeugen Energie in Form von Wärme,
das weiße Fettgewebe bildet eine Schnittstelle der Regulation.
 

 

Nach neuesten Untersuchungsergebnissen ist das Fettgewebe ein sehr dynamische Gebilde. Auch wir Erwachsene haben braunes Fett und können es aktivieren. Vor allem das Fett im Inneren unseres Brustkorbs ist braun. 

 

Fettgewebe kann wohl alle Übergangszustände zwischen braun und weiß annehmen. Weißes Fettgewebe besteht aus Arbeitszellen, die wie schon erwähnt eine breite Palette an die Entzündung fördernden und auch hemmenden Substanzen freisetzen. Zudem sind diese Fettzellen integraler Bestandteil der Stoffwechselregulation. Vom Organismus erzeugte Energie wird in den Fettzellen als Fett gespeichert. Sie lassen uns zwar mit der Zeit fettleibig erscheinen, sind aber nicht die Wurzel des Übels. Wenn wir uns an die Ursachen unseres Übergewichts herantasten möchten, müssen wir uns einmal mehr den Regulationsprozessen zuwenden, die unseren Organismus im Gleichgewicht und am Leben erhalten. 

Braunes Fettgewebe ist dicht bepackt mit Mitochondrien und erzeugt reine Wärme.

Braunes Fettgewebe ist hochaktiv und erzeugt in uns, das Gefühl der Wärme, auch wenn wir uns draußen in eisiger Kälte aufhalten. Ich habe das selbst in der Kälte Island ausprobiert, es funktioniert!

 

Die braune Farbe entsteht durch die vielen Mitochondrien, die in diesen Zellen dicht gestapelt, aber nicht aneinander gekoppelt liegen. Sie erzeugen durch Oxidation (Verbrennung) von Fett und Kohlenhydraten Wärme. Das braune Gewebe trägt so zum Gleichgewicht unseres Energiestoffwechsels bei. Dieser Verbrennungsprozess scheint im Gegensatz zu weißem Fettgewebe den Entzündungsstatus unseres Organismus nicht zu beeinflussen. 

Atmen, Fasten, Ketone oder das Hormon Glukagon aktivieren braunes Fettgewebe

 

Die Forschungen stehen hier noch am Anfang. Wir wissen wenig darüber, wie das braune Fettgewebe zum Beispiel mit der Muskulatur und der Leber kommuniziert, zwei Organen, die ebenfalls maßgeblich in die Regulation unseres Energiehaushaltes eingebunden sind. Dennoch mache ich hier diese Erwähnung, denn es erscheint mir sinnvoll, dass wir wissen, dass auch wir Erwachsene vom braunen Fettgewebe profitieren und es auch trainieren können.

 

Atmen, Fasten, Ketone oder das Hormon Glukagon aktivieren braunes Fettgewebe. Insulin ist das wichtigste Gegenspielerhormon und führt bei uns, deren Soffwechselregulation beinahe ständig mit einem Überangebot an Nährstoffen konfrontiert ist, zu Insulinresistenz, Übergewicht, Fettleibigkeit und den anderen auf chronischen Entzündungen gedeihenden Erkrankungen.